Sich Zeit nehmen und zuhören. Schnell sein, wenn es in die Umsetzung geht. Und mutigen Schrittes neue Wege beschreiten. Im Interview erklären CEO Josef Hackl und CTO Wolfgang Warum, wie es die WILD Gruppe zu einer fixen Größe in der Medizintechnik geschafft hat.

Seit knapp 50 Jahren hält sich WILD als Auftragsfertiger in der Poleposition des Medizintechnikmarktes. Wie gelingt es, das Tempo über so lange Zeit derart hoch zu halten?

Wolfgang Warum: „Wir geben uns niemals mit dem Erreichten zufrieden, sondern richten unseren Blick immer in die Zukunft. Dass wir beispielsweise jüngst die FDA-Auditierung ohne ‚Observations‘ bestanden haben, motiviert uns, das nächste Level zu erreichen, und ist keine Einladung zum Stillstand. Dank dieser Grundhaltung konnte sich die WILD Gruppe vom anfänglichen Präzisionsfertiger zum Ratgeber und Know-how-Träger in der Entwicklung und Prozessvalidierung von komplexen Produkten entwickeln.“

Josef Hackl: „Wichtig war außerdem, die einzelnen Unternehmen der Gruppe zu einem komplementären System mit homogenen Prozessen zu formieren. Zudem verschafft uns das WIN-Partnernetzwerk einen echten Wissensvorsprung.“

Der Markt wächst rasant und Innovationen gibt es in den verschiedensten Bereichen. Woher wissen Sie, dass Sie auf das richtige Pferd setzen?

Warum: „Das gelingt nur, indem wir unseren Blick weiten und Technologien, die neu am Start sind, genau beobachten. Im Rahmen unserer Technologie-Roadmap analysieren wir solche Trends. Durch die Ausrichtung auf ausgewählte Zielsegmente bauen wir gezielt Applikations- und Branchenwissen auf, was wichtig ist, um die Anforderungen an aktuelle Produkte zu verstehen. Wir hören unseren Kunden aufmerksam zu und gehen auf geänderte Erfordernisse ein. Aber auch die enge Zusammenarbeit mit externen Köpfen im Rahmen des WIN-Partnernetzwerks gewährt uns Weitblick und damit einen echten Innovationsschub.“

Stehen die ungemeine Breite an Technologien und die hochgradige Spezialisierung nicht im Widerspruch zueinander?

Warum: „Nein. Exakt in dieser Kombination liegt der USP der WILD Gruppe. Wir vereinen topaktuelles Wissen in den Bereichen Optik, Mechanik, Elektronik sowie Software. Mit dem Begriff ´Optomechatronik` haben wir ein Schlagwort entwickelt, das diese Einzigartigkeit verdeutlicht.“

Weshalb steigt Ihrer Meinung nach der Bedarf an Auftragsfertigern in der Medizintechnik und wie schätzen Sie die künftige Entwicklung ein?

Hackl: „Für Medizintechnikhersteller ist es heute schneller und wirtschaftlicher mit Hilfe eines Systempartners auf einem möglichst

hohen Know-how-Level einzusteigen, als sich alles selbst aufzubauen. In unserer volatilen Geschäftswelt wird der Bedarf an Partnern in der Entwicklung und Fertigung weiter steigen. Denn jeden Aufschwung in den eigenen Reihen zu realisieren, bringt hohe Risiken mit sich. Hinzu kommt, dass eine schnelle Time-to-Market wesentlich über den Erfolg eines Produktes entscheidet. Deshalb bedarf es solider Partner, die wissen, wie es geht.“

Haben die steigenden regulatorischen Anforderungen diesen Trend verstärkt?

Warum: „Absolut. Vor allem Klein- und Mittelbetriebe profitieren davon, nicht selbst alle Herstellungsprozesse und deren Bewertung sowie Validierung aufzubauen, sondern auf stabile Größen wie die WILD Gruppe zurückzugreifen. Darüber hinaus ist es sinnvoll, intern entwickelte Produkte durch externe Prozessvalidierung stabil zu halten, um späteren Rück-holaktionen vorzubeugen.“

Hackl: „Speziell für Newcomer in der Medizintechnik stellen die Regulatorien eine echte Eintrittsbarriere dar und drosseln leider auch die Innovationsgeschwindigkeit, da sie ein sehr hohes Organisationsniveau erfordern. Als Partner können wir unsere Kunden hier massiv unterstützen.“

WILD pflegt zu vielen Kunden langjährige Partnerschaften. Warum sind die Anforderungen heute anders als früher?

Warum: „Allein durch das drastisch veränderte regulatorische Umfeld in Europa herrscht bei vielen Verunsicherung. Wir sehen uns als eine Art Sparringspartner für unsere Kunden. Schon alleine deshalb wird die Bindung noch stärker und intensiver.“

Hackl: „Gleichzeitig werden Medizintechnikprodukte immer smarter und vernetzter. Sie bieten dem Anwender trotz höherer Komplexität eine einfache Usability. Damit das gelingt, wird es immer wichtiger, als Auftragsfertiger bereits in der Entwicklungsphase in ein Kundenprojekt einzusteigen. Diese Tatsache hat unserer Entwicklungskompetenz, die durch das WIN-Partnernetzwerk verstärkt wird, einen völlig neuen Stellenwert gegeben.“